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Uschi Busetti: „Frauen sollen sich einfach trauen.“

Die diplomierte Landwirtin Ursula Busetti, genannt Uschi, arbeitet seit 2002 im Führungsgremium der Kellerei Nals Margreid – zunächst im Aufsichtsrat, später im Verwaltungsrat und im Kontrollausschuss. Wie es ihr als einzige Frau in diesen Gremien geht, erzählt sie im Interview mit Raiffeisen Nachrichten.

Raiffeisen Nachrichten: Sie arbeiten als einzige Frau im Führungsgremium der Kellerei Nals Margreid, wie sind Sie dazu gekommen und wie geht es Ihnen dabei?

Uschi Busetti: Ganz gut, ich fühle mich wohl unter den Männern im Gremium, das ist eigentlich ganz fein. Gleich nach der landwirtschaftlichen Oberschule in Auer bin ich da reingewachsen muss ich sagen. Sie haben mich gefragt, ob ich beim Kontrollausschuss mitmachen kann und da dachte ich mir, das probiere ich und habe es einfach gemacht.

Was machen Sie konkret?

Im Kontrollausschuss wachen wir über die Gesetzesmäßigkeit und Effizienz der Geschäftsführung. Außerdem wird das interne Kontrollsystem des Verwaltungs- und Buchhaltungssystem überwacht. Im Verwaltungsrat hingegen beschließen wir Mitgliederbewegungen, Personaländerungen, Auszahlungen an die Mitglieder, Bilanzerstellung und Investitionen. Ich finde es gut, dass im Team unterschiedliche Charaktere und verschiedene Altersstufen zusammenarbeiten.

Was fällt Ihnen dabei besonders leicht?

Ich höre zu und schaue mir die Dinge an, das fällt mir leicht. Ich lerne sehr viel dabei. Manchmal bringe ich Vorschläge ein. Halte mich jedoch lieber im Hintergrund. In das Gremium reingewachsen bin ich über meinen Vater, der sich immer schon mit Leidenschaft in den unterschiedlichen Gremien der Gemeinde, Kellerei oder der Raiffeisenkasse engagiert hat. Er ist auch Bürgermeister von Nals.

Was war für Sie die bisher größte Herausforderung bei der Arbeit im Gremium?

Bei einigen größeren Entscheidungen wurde heftig diskutiert und es gab große Spannungen. Diskussionen sind auch gut und gehören dazu, aber bei zu harten Auseinandersetzungen fühle ich mich nicht wohl. Ich möchte, dass Konflikte auf konstruktive Weise gelöst werden.

Würden Sie die Mitarbeit in der Führung von Genossenschaften auch anderen Frauen raten?

Ja, würde ich schon. Und ich würde ihnen sagen, dass sie einfach keine Angst haben sollen, dabei zu sein und mitzumachen. Ich würde ihnen sagen: sie sollen sich einfach trauen.

Suchen sie aktiv Frauen, die nachkommen?

Im Moment aktiv nein. Wir sind ein kleineres Einzugsgebiet und die Mitglieder im Ausschuss sind schon lange dabei. Und ich möchte auch nicht, dass jene, die schon lange dabei sind, jetzt nicht mehr sind. Aber vor dem nächsten Wechsel, würde ich Frauen suchen und ansprechen. Ich bin auch bei den Bäuerinnen dabei und dort steht gerade ein Wechsel an, es kommen Jüngere nach und da fragen wir auch andere Frauen.

Gibt es Bereiche, wo man Ihrer Ansicht nach mehr für die Gleichstellung der Geschlechter tun kann?

Ich denke in den letzten Jahren haben immer mehr Frauen Rollen in Führungspositionen übernommen. Es gibt Bürgermeisterinnen oder Frauen im Gemeindeausschuss bei uns, das finde ich gut. Auch in der Landwirtschaft gibt es inzwischen mehr Frauen. Nur in den Ausschüssen der landwirtschaftlichen Gremien sind noch wenige Frauen vertreten, muss ich sagen, aber sonst arbeiten mehr Frauen in der Landwirtschaft und führen Betriebe. Ich habe das Gefühl, dass sich etwas ändert und Frauen immer mehr Führungspositionen übernehmen.

Drei Eigenschaften, die Sie als Persönlichkeit in ihrem Charakter am besten beschreiben?

Ich bin ein bisschen zurückhaltend, bin aber auch gerne unter Menschen. Auch bin ich großzügig… oder ist das jetzt überheblich?

Wie leben Sie Führung?

Führung ist für mich mit Auftreten verbunden, Selbstbewusstsein vor anderen haben, das verteidigen können, was man vorschlägt und entscheiden möchte. Das ist für mich Führung. Führen heißt auch vorausschauen und planen, was man in nächsten Jahren umstellen möchte. Das ist im Betrieb zu Hause und in der Kellerei genauso und davon hängt alles ab. Ordnung ist mir ebenfalls wichtig.

Was gibt Ihnen im Leben das Gefühl stark zu sein?

Dass ich entscheiden kann, mit meinen Eltern zusammen, welche Sorte wir in der nächsten Zeit setzen oder roden möchten. Und manchmal fühle ich mich stark, wenn ich bei den Flurbegehungen allein als Frau bin. Oder wir sind zwei, drei Frauen – auch das gibt mir das Gefühl stark zu sein.

Was macht sie glücklich?

Im Beruf macht es mich glücklich, wenn es uns im Team gelingt schöne Äpfel zu produzieren. Ich freue mich über eine gute Ernte im Herbst. Es ist auch schön, wenn immer alle im Frieden zusammenarbeiten und dass man versucht gut auszukommen: Ausgleich und Teamarbeit sind mir wichtig, denn wenn das Team funktioniert, gelingt fast alles.

Gibt es noch einen Wunsch an die Fee?

Ja, dass ich diesen Betrieb weitergeben kann und dass meine Kinder auch Interesse daran haben. Meine Tochter ist jetzt 18 und der Sohn 15. Interesse ist da…man hofft halt (schmunzelt). Für die Kellerei wünsche ich mir, falls ich mal nicht mehr weitermache, dass eine Frau nachrückt. Das wäre auch mein Wunsch.

Uschi Busetti, führt zusammen mit ihren Eltern den Oberbacher Hof in Nals. Derzeit setzt sie sich dabei für besseres Wassermanagement ein und möchte dabei Wiesen teilweise auf Tropfberegnung umstellen und die Oberkronenberegnung ersetzen. Auch möchte sie weiterhin in neue Sorten investieren. Sie ist Mutter von zwei Kindern (18 und 15) und hofft, dass ihre Kinder den Hof übernehmen. Seit 2002 arbeitet sie im Führungsgremium der Kellerei Nals Margreid mit – zunächst im Aufsichtsrat, später im Verwaltungsrat und im Kontrollausschuss.