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Vielfältiger Ackerbau in Südtirol

Ackerkulturen in Südtirol haben in den letzten 100 Jahren deutlich an Anbaufläche verloren. Die jüngsten Forschungsergebnisse der Laimburg zeigen jedoch, dass neben Roggen auch Hülsenfrüchte wie Ackerbohne oder Körnererbse großes Potential aufweisen.

Die Fläche für Getreideanbau in Südtirol ist im letzten Jahrhundert von rund 30.000 auf 400 Hektar geschrumpft. Früher verfügte fast jeder landwirtschaftliche Betrieb über einen eigenen Getreideacker. Mit dem geernteten und gemahlenen Getreide deckten die Menschen am Hof ihren täglichen Bedarf an Brot und Mehlspeisen. Dank Initiativen wie den „Regiokorn“-Projekten konnte die Anbaufläche in den letzten Jahren wieder gesteigert werden. Laut Aussendung des Versuchszentrums Laimburg arbeiten die Forscherinnen und Forscher der Arbeitsgruppe „Acker- und Kräuteranbau“ derzeit daran alte Sorten wieder attraktiv zu machen. So wird beispielsweise untersucht, wie Roggen bestmöglich angebaut werden kann.

Roggen ist das in Südtirol am häufigsten angebaute Getreide. Er ist als Brotgetreide sehr beliebt und wird z.B. für die traditionellen Südtiroler „Vinschgerlen“ und die „Pusterer Breatln“ benötigt. In Südtirol wird vor allem Winterroggen angebaut, der als robustes und widerstandsfähiges Getreide auch in Bergregionen und Höhenlagen kultiviert werden kann. Doch Roggen verträgt keine Feuchtigkeit während der Abreife. Daher wird derzeit untersucht welche der unterschiedlichen Saatdichten zum höchsten Ertrag und den besten Qualitätseigenschaften führen. Im Rahmen der Sortenprüfungen von Winterroggen und Sommerroggen erheben die Forscherinnen und Forscher agronomische Eigenschaften sowie Ertrags- und Qualitätsparameter verschiedener Sorten.

Binkelweizen: Wiederentdeckung einer alten Getreideart im Alpenraum

Seit den 1990er Jahren verfügt die Laimburg über eine Sammlung von Landsorten aus Südtirol. Landsorten sind traditionelle Sorten, die sich im Laufe von Jahrhunderten an die Anbaubedingungen ihrer Herkunftsregion angepasst haben und ein lebendiges Natur- und Kulturerbe darstellen. Aufgabe der Forscherinnen und Forscher ist es, diese alten Sorten zu sammeln, zu erhalten und zu beschreiben. Seit Beginn der Sammeltätigkeiten konnten in Südtirol insgesamt 261 Getreidelandsorten von acht Getreidearten bewahrt werden. Ein Beispiel für eine alte Getreideart, die in Genbanken erhalten wurde, ist Binkelweizen, eine alte Weizenform, die in den Alpen ursprünglich weit verbreitet war. Binkelweizen gilt als sehr widerstandsfähig und geeignet für alpine Bedingungen. Daher analysieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Versuchszentrums Laimburg im länderübergreifenden Gemeinschaftsprojekt „BiDifferent“ den Binkelweizen ganz genau: Zehn Landsorten werden auf ihre Anbaueignung untersucht, agronomisch und molekularbiologisch beschrieben sowie ihre Inhaltsstoffe und Qualitätsmerkmale betrachtet. Ziel ist es, Binkel zu rekultivieren und zu einem modernen Produkt zu machen.

Eiweißreiche Hülsenfrüchte in Südtirol

Das wissenschaftliche Interesse gilt auch den Hülsenfrüchten. Diese wirken sich positiv auf die Bodenstruktur und den Humusaufbau aus. Dank einer Symbiose mit Knöllchenbakterien in den Wurzeln können sie zudem Stickstoff aus der Luft binden und im Boden fixieren. Außerdem sind sie aufgrund ihres hohen Proteingehalts eine wichtige Eiweißquelle. Heute erfreuen sich Hülsenfrüchte immer größerer Beliebtheit. Für landwirtschaftliche Betriebe bieten sie zusätzlich die Möglichkeit der lokalen Wertschöpfung und Diversifizierung.
Am Versuchszentrum Laimburg werden Ackerbohne, Körnererbse, Lupine und Sojabohne wissenschaftlich untersucht. Dabei überprüft das Forscherteam der Arbeitsgruppe „Acker- und Kräuteranbau” die agronomischen Eigenschaften aktuell verbreiteter Sorten sowie ihren Einfluss auf den Stickstoff-Gehalt im Boden. Die Ergebnisse aus den Feldversuchen bilden die Grundlage für weitere Möglichkeiten der Vermarktung von Hülsenfrüchten. Der Leiter der Arbeitsgruppe „Acker- und Kräuteranbau“, Manuel Pramsohler, ist überzeugt: „Für Hülsenfrüchte gibt es in Südtirol noch großes Potential. Sie liegen voll im Trend und fügen sich gut in die Südtiroler Gegebenheiten ein. Hülsenfrüchte haben im Vergleich zum Getreideanbau allerdings den Nachteil, dass sie anspruchsvoller sind. Vor allem die Unkrautbekämpfung ist aufwendiger und muss maschinell mittels Hacken oder Striegeln durchgeführt werden.“