Warum bäuerliche Familien soziale Dienste übernehmen

Im Jahr 2015 hat Italien das Rahmengesetz zur Sozialen Landwirtschaft eingeführt und damit landwirtschaftlichen Betrieben die gesetzliche Möglichkeit geschaffen, ihr Angebot über die Landwirtschaft hinaus zu erweitern. In Südtirol befasst sich die Genossenschaft "Mit Bäuerinnen lernen - wachsen - leben" bereits länger mit diesem Thema.

Soziale Landwirtschaft verbindet Landwirtschaft und soziale oder pädagogische Arbeit. Sie bietet landwirtschaftsfremden Menschen einen Zugang zu Natur und Einblick in das Leben auf dem Bauernhof. Den bäuerlichen Familien schafft sie die Möglichkeit das bestehende Angebot zu erweitern und sich weiterzuentwickeln.

Derzeit wird in Südtirol an einem Entwurf für ein Landesgesetz zur Sozialen Landwirtschaft und einer entsprechenden Durchführungsverordnung gearbeitet, bestimmte Angebote aus diesem Bereich aber gibt es schon.

Die Südtiroler Bäuerinnenorganisation bietet beispielsweise - über entsprechend ausgebildete Mitglieder - Tagesmutterdienste (106 arbeitende Tagesmütter), Seniorenbetreuung (32 Mitglieder, die Seniorenbetreuung anbieten) und Schule am Bauernhof auf insgesamt 24 zertifizierten Bauernhöfen - hier bekommen Kinder und Jugendliche einen direkten Eindruck von der bäuerlichen Lebens- und Arbeitswelt. Diese Dienste werden von den Mitgliedern der Sozialgenossenschaft "Mit Bäuerinnen lernen-wachsen-leben" angeboten, die im Jahre 2006 gegründet wurde. Therapeutische und rehabilitative Angebote gibt es in Südtirol noch kaum. Das soll sich in Zukunft jedoch ändern.

Als es bei dem vor kurzem stattgefundenen jährlichen Sommergespräch der Südtiroler Bäuerinnenorganisation um die Zukunft der Südtiroler Landwirtschaft ging, kam die Sprache auch auf das Thema der Sozialen Landwirtschaft. Maria Hochgruber Kuenzer, Landtagsabgeordnete und Präsidentin der Sozialgenossenschaft "Mit Bäuerinnen lernen-wachsen-leben"  ist vom Vorteil der Sozialen Landwirtschaft überzeugt: "Bäuerinnen übernehmen im Rahmen der sozialen Landwirtschaft einen wichtigen sozialen Aspekt für die Gesellschaft und sichern so das Überleben der Höfe."

Auch aus dem, vor kurzem erschienenen, Folder der Südtiroler Bäuerinnenorganisation zum Thema, geht hervor, dass die Soziale Landwirtschaft eine attraktive und machbare Perspektive für Bäuerinnen darstellt: "Sehen junge Frauen auf den Höfen eine Perspektive für sich, dann werden sie "bleiben" und nicht "gehen". Vor allem für die Bäuerinnen, die aus sozialen Berufen kommen, stellt das neue Feld eine große Chance dar. Aber auch für all jene, denen das Soziale eine Herzensangelegenheit ist, kann dies ein Weg sein, um den eigenen Betrieb zu erhalten", meint die Landesbäuerin Hiltraud Neuhauser Erschbaumer im Vorwort des Folders "Soziale Landwirtschaft in Südtirol".

Die VertreterInnen der Südtiroler Bäuerinnen verweisen darin auf eine Studie, die von der Bundesanstalt für Bergbauernfragen, der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft aus Wien sowie der Europäischen Akademie in Bozen und dem Istituto Agrario di San Michelle all'Adige im Trentino, gemeinsam durchgeführt wurde.

Die Bäuerinnen sind überzeugt, dass es von den Frauen abhänge, ob der ländliche Raum auch in Zukunft als Lebensraum wahr- und angenommen wird und auch die Studie beweist, dass die Soziale Landwirtschaft Zukunft hat.

 

Studie über die Soziale Landwirtschaft

Soziale Landwirtschaft, Situation und Potentiale einer Form der Diversifizierung land- und forstwirtschaftlicher Betriebe in Österreich, Südtirol und Trentino (PDF Download Available)