Weltläden: Nachhaltig UND fair

Den Südtiroler Weltläden ist nachhaltiges Wirtschaften ein großes Anliegen. Immer häufiger bieten sie neben Produkten aus dem fairen Handel vermehrt lokale Produkte an. Wie nachhaltig ist das?

Um das Thema „Vernetzung zwischen fairem Handel und lokaler Produktion“ ging es auf einer Tagung im März in Bruneck, organisiert vom Weltladen Twigga, dem Weltladen Lienz „Trikont" und der Genossenschaft „Samarcanda" aus Belluno. Die Antwort auf die Frage: Wie nachhaltig lokale Produktion ist, gab der Hauptreferent der Tagung, Christian Vogl, Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien, und Betreiber eines kleinen landwirtschaftlichen Biobetriebes in Osttirol.

Gesamte Wertschöpfungskette bewerten

Vogl ist ein Experte auf diesem Gebiet und überzeugt davon, dass „lokale Produktion“ häufig idealisiert wird. Aus seiner Sicht, sei es viel wichtiger, bei jedem Produkt die gesamte Wertschöpfungskette mit zu bewerten: wie Rohstoffe, Futter- und Betriebsmittel, Verpackung und den Transport: „Das saisonale Angebot und die Produkte aus dem Fairen Handel sind vorzuziehen, da sie dem Prinzip der Solidarität entsprechen und eine Brücke der Solidarität zwischen Produzenten und Verkaufspunkt schlagen“, so der Wissenschaftler aus Wien.

Weltläden in Südtirol

In Südtirol gibt es inzwischen vierzehn Weltläden. Allesamt Sozialgenossenschaften, die im Netzwerk mit den anderen Weltläden verbunden sind und vor allem fair gehandelte Kolonialprodukte aus dem globalen Süden vermarkten und damit der modernen Sklaverei und Ungerechtigkeit entgegen treten. In den letzten Jahren sind einige der Südtiroler Weltläden dazu übergegangen, neben dem üblichen Sortiment aus dem fairen Handel, auch Obst und Gemüse, meist in Zusammenarbeit mit Bauern aus der Umgebung, anzubieten.

Im Weltladen in Latsch funktioniert die Vernetzung zwischen Fairtrade und lokaler Produktion sehr gut, sagt Richard Theiner, Obmann des Weltladen in Latsch: „Es gelingt die lokalen Produzenten herzubekommen. Da die Bauern von ihrer Produktion leben können sollen, können Bauern bei uns ihre Preise selbst bestimmen.

Hans Schwingshackl, Obmann vom Weltladen Twigga bestätigt den Erfolg von diesem Konzept, auch wenn derzeit im Twigga, aus Platzgründen, derzeit keine Produkte von Bauern der Umgebung angeboten werden. Ein weiterer Grund ist, dass es in der unmittelbaren Umgebung des Brunecker Weltladens Anbieter gibt, die lokale Produkte erfolgreich vermarkten. Sein Wunsch wäre es, dass alle lokalen Produzenten auch fair und nachhaltig produzieren würden, denn: „Lokale Produktion allein ist noch keine Garantie für nachhaltige Wirtschaft.“