WIFO-Wirtschaftsbarometer zeigt Entwicklung in der Landwirtschaft auf

Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hat die aktuelle Lage zur Entwicklung in der Landwirtschaft unter die Lupe genommen. Das Fazit: gute Stimmung im Milch- und Weinsektor, Schwierigkeiten im Obstbau.

Die Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt eine Verbesserung des Geschäftsklimas im Milchsektor, der vom Rückgang der Energiepreise und der schrittweisen Anpassung der Verkaufspreise für Milch und verarbeitete Milchprodukte profitiert. Auch die Weinkellereien sind zuversichtlich, dank der positiven Umsatzdynamik auf dem italienischen und ausländischen Markt. Trotz der Steigerung der Exporte in den letzten Monaten bleibt das Geschäftsklima unter den Südtiroler Obstgenossenschaften hingegen eher verhalten.

Besseres Geschäftsklima für die Milch

Im Milchsektor ist eine deutliche Verbesserung des Geschäftsklimas zu beobachten. Die Normalisierung der Energiepreise ab Anfang 2023 und eine allgemeine Verbesserung der Marktlage, mit dem Anstieg der Preise von Milch und Milchprodukten, lassen die Molkereien und Sennereien mit neuem Optimismus in das laufende Jahr blicken. Die Umsatzdynamik ist positiv, vor allem auf dem Südtiroler Markt und im restlichen Italien, und fast alle Milchgenossenschaften rechnen für 2023 mit einer (zumindest) zufriedenstellenden Rentabilität. Die Auszahlungspreise an die Bauern werden in den meisten Fällen gut sein. Von dieser allgemeinen Erholung des Sektors werden auch die Investitionen profitieren, insbesondere was die Anlagen betrifft.

Auch beim Wein überwiegt die Zuversicht

Die Südtiroler Weinwirtschaft zeigt sich ebenfalls weiterhin zuversichtlich. Alle befragten Kellereien rechnen für 2023 mit mindestens befriedigenden (in einem Drittel der Fälle sogar mit guten) Betriebsergebnissen. Das Umsatzwachstum betrifft sowohl den italienischen Markt als auch den Export. Trotz der steigenden Zinssätze werden die Investitionen weiter zunehmen, vor allem in Anlagen und Gebäude.

Verhaltene Entwicklung beim Obst

Das Geschäftsklima im Obstbau bleibt trotz des teilweisen Anstiegs der Apfelpreise in der zweiten Hälfte der Vermarktungssaison verhalten. Die Nachfrage profitierte in den letzten Monaten von der geringeren Produktion in den Ländern der südlichen Hemisphäre, welche weniger Äpfel nach Europa versendet haben. Dies begünstigte den Absatz des Südtiroler Apfels auf den europäischen Märkten und im Juni waren die regionalen Lagerbestände um 25 Prozent niedriger als im gleichen Monat 2022. Die Umsätze sind jedoch im Vergleich zum letzten Jahr zurückgegangen, bedingt durch die geringere Ernte und die ungünstigen Marktverhältnisse im ersten Halbjahr. Darüber hinaus belastet der anhaltende Kostenanstieg die Rentabilität der Genossenschaften und damit die Auszahlungspreise an die Landwirte.

„Die Genossenschaften haben bewiesen, dass sie stabil sind und auch Krisensituationen gut meistern können. Am Markt punkten unsere Qualität und Zuverlässigkeit. Die zunehmenden gesetzlichen Auflagen und die damit einhergehende Bürokratie, welche auf die Landwirte und auf die Genossenschaften zukommen, geben jedoch Anlass zur Sorge", sagt Georg Egger, Obmann Sennereiverbandes Südtirol. 

Leo Tiefenthaler, Obmann des Südtiroler Bauernbundes und der Kellerei Tramin meint zur Entwicklung: „Es ist erfreulich, dass Entscheidungsträger aus zwei von drei Sektoren nach einer schwierigen Zeit wieder optimistischer in die Zukunft blicken. Beim Obstbau hoffe ich, dass die Preise doch noch akzeptabel ausfallen werden. Eines zeigt die Entwicklung ganz deutlich: Die Vermarktungsgenossenschaften spielen eine ganz zentrale Rolle und tragen zur insgesamt positiven Entwicklung der Landwirtschaft wesentlich bei.“

Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, unterstreicht die wichtige Rolle der landwirtschaftlichen Genossenschaften in Bezug auf Innovation: „Der Klimawandel hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Südtiroler Landwirtschaft. Die Genossenschaften begleiten die landwirtschaftlichen Betriebe in diesem Anpassungsprozess und helfen ihnen, Risiken zu reduzieren und Chancen zu nutzen.“