„Wir haben die Situation sehr ernst genommen und hatten auch großes Glück.“

Das Seniorenheim Villa Carolina in Meran betreut und pflegt ältere Menschen. Mit dem Auftauchen des Coronavirus gerieten die gewohnten Abläufe durcheinander. Wie es dem Seniorenheim dennoch gelang, Heimbewohner und Mitarbeiter vor dem Virus zu schützen.

„In diesem Seniorenheim gab es bisher keinen einzigen Coronafall, weder bei den Heimgästen noch bei den Mitarbeitern“, zeigt sich Renate Haller erfreut. Dass dies gelungen ist, führt die Direktorin der Sozialen Genossenschaft Villa Carolina Pro Senectute auf die besondere Vorsicht der ärztlichen Leiterin Dr. Doris Hager und des Präsidenten der Genossenschaft, Michael Klotzner, zurück, die das Coronavirus schnell als sehr gefährlich eingestuft hatten.

Haller: „Als eines der ersten Heime haben wir die Tore geschlossen und jeglichen Kontakt mit Externen vermieden. Auch Zulieferer, die bei uns im Haus normalerweise ein- und ausgehen, durften das Haus nicht mehr betreten. Das ist anfangs auf große Kritik gestoßen. Heute sind wir froh darüber.“ Auch für Tiziana Grande, Pflegedienstleiterin der Villa Carolina, war die Schließung ein wichtiger Schritt: „Unsere Heimbewohner durften das Haus nur mehr im Notfall verlassen. Wer vom Krankenhaus ins Heim zurückkehrte, kam in den eigens eingerichteten Isolierbereich, bis die Ergebnisse der Abstriche da waren.“ Auch jetzt gibt es noch eine Art Kurz-Isolierung im jeweiligen Zimmer für Bewohner, die von einer Visite oder einem Krankenhausaufenthalt ins Heim zurückkommen. Tiziana Grande: „Es war für uns alle eine intensive und herausfordernde Zeit, aber die Zusammenarbeit im Team war sehr gut.“ Da alle Heimbewohner in Einzelzimmern untergebracht sind, gab und gibt es keine Probleme, die Abstände unter den Heimgästen einzuhalten.

Positiv trug auch die Personalsituation bei:„Wir sind personell gut aufgestellt und hatten immer ausreichend Krankenpfleger, Sozialbetreuer und Pflegehelfer, auch genügend Mitarbeiter der Hauswirtschaft. So waren wir nie auf fremde Menschen angewiesen. Hinzu kommt, dass niemand krank geworden ist. Wir haben die Situation sehr ernst genommen, und wir hatten auch Glück“, betont die Direktorin.

Dennoch war die Krise für alle Beteiligten eine große Umstellung. Mundschutz, Desinfektion und Abstandsregelungen, für die Mitarbeiter kam das Tragen der Schutzkleidung hinzu. Renate Haller ist überzeugt, dass es nur mit Hilfe von intensiver Kommunikation, Sensibilisierung und Austausch im Team gelungen ist, diese Zeit erfolgreich zu bewältigen: „Es gabtäglich Sitzungen und Schulungen für alle Mitarbeiter, auch für das Verwaltungs-, Hauswirtschafts- und Küchenpersonal. Wir haben auch bei den Heimbewohnern großen Wert auf die strikte Einhaltung der Sicherheitsvorschriften gelegt.“

Als besondere Herausforderung der Coronazeit nennt die Direktorin die Ängste der Mitarbeiter: „Einzelne Mitarbeiter hatten Angst, den Isolierbereich zu betreten oder die Krankheit zu übertragen. Das haben wir ernst genommen.“ Verunsichernd empfand Haller außerdem die mediale Berichterstattung in der Coronazeit: die Berichte über die vielen Toten, die Ungewissheit, die Bilder aus Brescia. Viele Heimbewohner hat die Quarantäne an Kriegszeiten erinnert. Grande: „Da haben wir auch gemerkt, dass die Heimgäste mehr Zeit für Gespräche brauchten. Die haben wir uns genommen.“

Der Kontakt zwischen den Gästen der Villa Carolina und ihren Angehörigen blieb trotz der Sicherheitsvorkehrungen - mit Einschränkungen – immer aufrecht, vielfach über Videotelefonie. Auch die Begleitung beim letzten Abschied war - mit entsprechender Schutzkleidung - während der gesamten Zeit möglich. Tiziana Grande: „Es ist wichtig, Angehörigen und Heimbewohnern Abschied zu ermöglichen. Das muss sein. Das prägt das Leben. Da haben wir die Möglichkeit geschaffen, sich auch in der Corona-Zeit zu verabschieden.“

Anfang April hat der Präsident für das Seniorenheim einen Container, der schließlich zum Besuchercontainer umfunktioniert wurde, bereitgestellt. Seither können sich Heimbewohner und Angehörige wieder regelmäßig in Sicherheit und ohne Schutzkleidung treffen, wenn gewünscht auch täglich. Der Container steht bunt bemalt im Garten des Seniorenheimes: zwei getrennte Zugänge, zwei Fenster, wohnlich eingerichtet mit Tischen und Stühlen und durch eine durchsichtige Schutzwand in zwei Bereiche geteilt. Alles im Container ist auf den Schutz vor Ansteckung ausgerichtet. Die Treffen werden über Anmeldung organisiert und dokumentiert, inklusive Temperaturmessung am Anfang und Desinfektion im Anschluss. Renate Haller: „Der Aufwand wird sicher oft als lästig empfunden aber das muss so sein, denn noch ist die Gefahr nicht gebannt. Aufpassen müssen wir Menschen, die draußen sind, denn die Heimbewohner sind nicht infiziert. Und das soll auch so bleiben“, meint die Direktorin abschließend.

Seniorenheim Villa Carolina

Die Sozialen Genossenschaft Villa Carolina Pro Senectute betreut und pflegt ältere Menschen und bietet ihnen ein familiäres und lebenswertes Umfeld. Seit 1966 ist die Genossenschaft Mitglied im Raiffeisenverbandes Südtirol.