Die Weine von Genossenschaftsbetrieben wurden von den Weinführern in Italien lange ignoriert, was sich mit der steigenden Weinqualität aber geändert hat. Ihre Kellerei erhielt dann über die Jahre aber sehr viele Auszeichnungen. Welche waren für Sie dabei wirklich besonders wichtig?
Wichtig war sicherlich die Auszeichnung von Gambero Rosso als „Kellerei des Jahres 2000“, was uns sämtliche Türen der italienischen Restauration und von renommierten Weinbaubetrieben öffnete. Es gibt dann Auszeichnungen für die Kellerei wie für meine Person, die in der Summe auch alle wichtig waren.
Mittlerweile gibt es sehr viele Weinführer und Wein-Preise. Hat sich deren Bedeutung über die Jahre hin verändert?
Auf jeden Fall. Meiner Ansicht nach gibt es heute fast zu viele dieser Weinführer und Weinpreise. Man muss schauen, wo macht man mit und welche Weinführer sind wichtig – von Parker über Suckling und Gambero Rosso und andere mehr.
Als Kellermeister und Betriebsleiter gestalten Sie Sortenpolitik, Geschäftsführung und Verkauf wesentlich mit. Welche Trends sehen Sie heute in der Weinbranche und worauf muss dabei auch eine Kellereigenossenschaft achten?
Der Trend geht im Moment sicherlich in Richtung Weißwein und das ist für uns von großer Wichtigkeit. Weißweine, die vielleicht nicht zu aromatisch sind, die auch nicht zu Alkohol lastig sind, die eben durch Frucht und Mineralität bestechen. Wo wir aber aufpassen müssen, ist natürlich die Preis-Leistung. Wir haben preislich allmählich einen Zenit erreicht, der gerade im unteren Qualitätsbereich, also bei den Basisweinen, nicht mehr überschritten werden sollte. Also das Preis-Leistungs-Verhältnis muss in nächster Zeit sicherlich sehr stark beleuchtet werden.
Seit einigen Jahren gibt es einen Trend zu entalkoholisierten Weinen, ein Segment, das in Zukunft eine maßgebliche Rolle spielen wird?
Dieses Segment wird sicherlich eine Rolle spielen gerade bei jungen Leuten bzw. bei Einsteigern oder bei Menschen, die eben Alkoholkonsum meiden. Aber ich glaube, für unsere Weine wird dies kaum eine Bedeutung haben, da sind wir wahrscheinlich preislich in einer höheren Sphäre. Dieser Trend ist für andere Weinbaugebiete sicherlich von größerer Wichtigkeit.
Werden aus Südtiroler Sicht die hohe Weinqualität und hochpreisige Weine weiterhin den Markt bestimmen? Oder welche Weinstilistiken sehen Sie langfristig als erfolgversprechend?
Hohe Weinqualitäten und teilweise hochpreisige Weine werden sicherlich von größter Wichtigkeit sein, sie sorgen dafür, dass das Image hochgehalten wird, dass wir uns international und national mit den besten Weingütern messen können. Allerdings müssen wir versuchen, unser Terroir bestmöglich zum Ausdruck zu bringen. Ich glaube nicht, dass es was bringt, wenn wir in Zukunft auch vermehrt auf den Ausbau in Amphoren usw. setzen, sondern wir müssen doch unsere Südtiroler Stilistik beibehalten.
Bis heute kommen in Südtirol jährlich immer wieder neue Weinbauflächen dazu. Braucht es noch zusätzliche Flächen oder sehen Sie darin eine Gefahr?
Ich glaube nicht, dass wir unbedingt die Weinfläche in Südtirol noch ausbauen müssen. Wir können aber die Weinbauflächen, die beispielsweise der Urbanisierung zum Opfer fallen, vielleicht in höher liegenden Gebieten erneuern, müssen aber auch da vorsichtig sein. Wenn es um Neuflächen in unserem Betrieb geht, setzen wir größte Aufmerksamkeit auf die Qualität des potenziellen Weingartens.
Sie haben immer großen Wert auf Marken- und Imagepflege gelegt. Die Kellerei hat heute eine starke Marke besonders in Italien. Welche Bedeutung hat dies konkret für den Verkauf und für die Preisbildung der Weine?
Natürlich eine sehr große Bedeutung. Beispielsweise hatten wir in der schwierigen Zeit der Pandemie zwar Einbußen, die sich aber im einstelligen Prozentbereich bewegten. Das zeigt aber auch, wenn man eine starke Marke und einen guten Namen hat, ist das Vertrauen der Kundschaft in den Betrieb und in die Produkten besser gewährleistet.
Die Kellerei St. Michael zahlt neben der Kellerei Terlan die höchsten Traubenpreise aus. Daneben setzt sie ein starkes Qualitätsmanagement um. Was macht die Kellerei, um die guten Auszahlungspreise weiter zu garantieren oder zu steigern?
Wir müssen versuchen, die Weinqualitäten in den Weinbergen zu steigern, das heißt, von der Basislinie vermehrt in die höheren preislich auch attraktiveren Weinqualitäten umzusteigen. Das wird uns dazu bringen, die Preise der Trauben in Zukunft wahrscheinlich nochmals leicht zu steigern.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung in der Südtiroler Weinwirtschaft – hat sie ihren Zenit bereits oder gar überschritten?
Ich bin positiv eingestellt, wir sind ein kleines Weinbauland, haben mit Italien einen riesigen Markt, der nach Weißwein lechzt und unsere Weisweine schätzt. Wenn wir also auch in Zukunft auf Qualität setzen und uns preislich im Rahmen bewegen, sehe ich da überhaupt kein Problem.
Nach 47 Jahren haben Sie mit Ende August ihre Tätigkeit als Kellermeister in der Kellerei St. Michael. Wie schwer fällt es Ihnen, diese sehr erfolgreiche Tätigkeit abzuschließen?
Es gab schon einmal einen Südtiroler, der sagte „Mander es isch Zeit“. Das gleiche gilt für mich – es ist jetzt so langsam Zeit loszulassen, es fällt sicherlich nicht allzu leicht. Wir haben aber in der Zwischenzeit ein junges, gutes Team aufgebaut, die Mitarbeiter, denen ich teilweise meine Arbeit übergebe, sind seit einigen Jahren schon mit mir. Deshalb bin ich überzeugt, dass die Sache funktioniert und dass es so wenn nicht sogar besser weitergeht.
Sie übergeben einen genossenschaftlichen Vorzeigebetrieb. Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Kellerei und was möchten Sie ihrem Nachfolger Jakob Gasser mitgeben, den Sie in den letzten Jahren mit aufgebaut haben?
Der Kellerei wünsche ich vor allem, dass der eingeschlagene Weg konsequent weiterverfolgt wird und die Marke St. Michael Eppan auch in Zukunft nochmals verstärkt werden kann. Mein Nachfolger Jakob arbeitet seit sechs Jahren mit mir sehr eng zusammen. Was ich ihm mitgeben möchte, ist, dass er seinen Weg geht im respektvollen Umgang mit den Gaben der Natur, mit den Gaben unserer Weinberge, und dass er versucht, das in die Flasche zu bringen, was uns unsere wunderschöne Landschaft eben gibt.