Finanziert wird die Tätigkeit der Sozialgenossenschaft ausschließlich privat, öffentliche Gelder gibt es bisher keine. Die Mitglieder von Jule versuchen ihre Dienstleistungen über Weiterbildungsmaßnahmen zu finanzieren. Kurz: "Wenn ich beispielsweise für den Sanitätsbetrieb ein Coaching zu Demenz mache, geht ein bestimmter Prozentsatz davon an die Jule." Karbacher ergänzt: "Wir sind nicht gewinnorientiert und wollen in erster Linie die Spesen decken, denn keiner von uns denkt dran Vermögen zu kumulieren. Das wäre ja - sagen wir - antithetisch." Trotz einiger Schwierigkeiten am Anfang läuft der Betrieb jetzt.
Besonders gut kommt der Hof im Vinschgau an. Gabi Hofweber, Motopädagogin, Erzieherin, Erlebnis- und Sexualpädagogin, Bäuerin und ebenfalls Mitglied von Jule - bietet am "Korngütlhof" in Goldrain tiergestützte Arbeit mit Pferden. Ihr Angebot wird auch von vielen Schulen genutzt.
Daneben betreut die Genossenschaft zehn Personen im Alter zwischen 28 und 60 Jahren, verteilt auf ganz Südtirol. Um diesen Dienst abzudecken stehen die Mitglieder laufend in Kontakt und besprechen vieles auch mit den Angehörigen: "Eine gute Vorbereitung und eine klare und transparente Kommunikation ist unerlässlich, für uns und für unsere Klienten", sagt Kurz. Sie betont wie wichtig Verlässlichkeit für psychisch kranke Menschen ist: "Sie müssen wissen, dass da jemand im Hintergrund da ist." Über diese Art der Kommunikation können auch persönliche Freiräume geschaffen werden und eine Abgrenzung zum Privatleben der Mitglieder wird möglich.
Die häufigsten Krankheitsbilder mit denen die Mitglieder der Genossenschaft zu tun haben sind Suchterkrankungen in all ihren Ausprägungen (Alkohol, Drogen, Ess-, Sexualstörungen usw.), Depression und Psychosen, die beispielsweise auch auf Drogenkonsum zurückzuführen sind. "Hierzulande wird von beiden Geschlechtern sehr viel Alkohol getrunken, auch relativ jung schon. Vielen ist gar nicht bewusst, was da so alles entstehen kann", weiß Kurz. Hinzu kommt die Tatsache, dass in vielen Familien nicht miteinander kommuniziert wird. "Die Gesprächskultur fehlt", bedauert Karbacher "wenn eine Familien, die unter einem Dach lebt, nicht miteinander spricht, macht das auf die Dauer krank."
Heilung möglich
Menschen, die von der Genossenschaft begleitet werden, finden im optimalen Fall den Weg in ein selbständiges Leben, idealerweise in den eigenen vier Wänden. Dass dies nicht immer einfach ist, liegt jedoch nicht nur an finanziellen Aspekten. Neben den Betroffenen tun sich vielfach auch Südtiroler Mitbürger schwer ihre Wohnung an Menschen mit psychischer Beeinträchtigung zu vermieten. Kurz: "Da merkt man schon, dass es psychisch Kranke in Südtirol nicht so einfach haben, da fehlt noch eine ganze Menge", ist Kurz überzeugt.
Inzwischen arbeiten die Mitglieder weiter, pflegen ihre wertvolle, offene Gesprächskultur und bieten allen Menschen oder Systemen, die Unterstützung suchen neue Möglichkeiten. Kurz abschließend: "Von außen kann man Dinge anders beurteilen und oftmals sind es nur ganz kleine Dinge die verändert werden müssen."