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Elisabeth Thaler: „Es hat sich für mich bewährt durchzuhalten und als Frau weiterzumachen.“

Als Expertin für italienisches Steuerrecht berät Elisabeth Thaler vorwiegend Klein- und Mittelbetriebe und steht Menschen u.a. bei Existenzgründungen, Betriebsnachfolge- und Erbschaftsregelungen oder Jahresabschlüssen bei. Seit 2022 engagiert sich die Wirtschaftsprüferin, Steuerberaterin und junge Mutter auch als Aufsichtsrätin bei der Raiffeisenkasse Bozen.

Raiffeisen Nachrichten: Wie sind Sie dazu gekommen im Aufsichtsrat der Raiffeisenkasse Bozen mitzuarbeiten?

Elisabeth Thaler: Ich war zu der Zeit bereits bei der Nahversorgungsgenossenschaft NAVES als Aufsichtsrätin tätig und bin es noch immer, als die Raiffeisenkasse Bozen eine Frau für den Aufsichtsrat suchte. Georg Mair, Obmann der NAVES und ehemaliger Aufsichtsrat der Raiffeisenkasse Bozen, hat mich unterstützt als Aufsichtsrätin für die Raiffeisenkasse zu kandidieren und ernannt zu werden. Letztlich haben die Mitglieder entschieden und mich ins Gremium gewählt. Es ist mein erstes Mandat bei der Raiffeisenkasse Bozen.  

Was gefällt Ihnen bei diesem Engagement?

Unseren Job aus einer anderen Perspektive zu sehen ist für mich äusserst spannend, besonders  in Zeiten  der Zinssteigerung und Inflation. Steuerberater sind sehr mit Zahlen, Bilanzen, Steuererklärungen und Unternehmen beschäftigt. Über die Aufsichtsratsmandate sowohl bei der NAVES als auch bei der Raiffeisenkasse Bozen bekomme ich Einblick in das Genossenschaftswesen und eine neue und andere Perspektive auf die Wirtschaft und deren Kreisläufe.  

Was war die bisher größte Herausforderungen in Ihrem Leben?

Im Jahr 2016 musste ich die Kanzlei meines Vaters innerhalb von einem Jahr übernehmen, da er krank geworden ist. Das war eine große Herausforderung. Auch wenn einige Kollegen zunächst skeptisch waren, konnte ich die Kanzlei von damals sogar noch ausbauen, was mich sehr freut. Es hat sich bewährt durchzuhalten und als Frau weiterzumachen, ohne den Kopf in den Sand zu stecken und zu sagen, ich gehe in ein anderes Büro oder in ein Angestelltenverhältnis. Diese Möglichkeit hätte es auch gegeben, kam aber für mich dann schlussendlich nicht in Frage.

Warum haben Sie den schwierigeren Weg genommen?

Ich habe an die Verantwortung gedacht den Mitarbeitern und Kunden gegenüber. Aber auch, weil mir meine Arbeit und der Umgang mit Menschen sehr gut gefällt. Wir arbeiten vorwiegend für klein- und mittelständische Unternehmen. Prinzipiell bin ich und meine beiden Schwestern von unseren Eltern immer unterstützt worden, uns selbst zu verwirklichen, auf uns zu schauen und selbständig zu sein, um in keine Abhängigkeiten zu kommen.  

Gibt es bestimmte Wirtschaftszweige, wo noch mehr für die Gleichstellung der Geschlechter getan werden kann?

Ich glaube quer durch. Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinsollten.  

Fördern Sie selbst bewusst Frauen?

Ich bin eine Kanzlei mit nur Frauen. Das heißt jedoch nicht, dass keine Männer willkommen sind oder, dass wir mit Männern nicht gut zusammenarbeiten. Die Frauen bei uns im Team werden stets gefördert, bei den Mandaten sehe ich mich im Moment noch eher als jene, die gefördert wird.  

Was bedeutet Führung für Sie?

Führung bedeutet immer, dass es nicht nur um die einzelne Person geht, sondern um das gesamte Team und um die Kunden. Es geht darum das Gesamte weiterzubringen, einen Mehrwert und eine gute Work-Life-Balance für alle zu schaffen. Dass dies gelingt, sehe ich besonders jetzt: wir haben viele Fälligkeiten und Termine und meine Mitarbeiter und Kollegeninnen haben mehr zu tun, weil ich weniger im Büro bin. Und trotzdem ziehen alle an einem Strang, genau das bestätigt mich in meinem Führungsstil.

Wie schaffen Sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Ich mache viel zu Hause, doch ohne das große Netzwerk an Personen um mich herum wäre das alles nicht möglich: die Omas helfen mir mit dem Baby. Unterstützung erfahre ich auch von den Kolleginnen im Büro und in der Familie selbst, von meinem Mann, der mich unterstützt, dass ich weiterhin in den Gremien aktiv sein kann, sonst wäre es nicht möglich. Aber es ist sicherlich nicht immer ganz leicht. Im September haben wir beispielsweise die Absage von der Tagesmutter bekommen und müssen jetzt Ersatz suchen.  

Wie gehen Sie mit Herausforderungen in Ihrem Leben um?

Die Herausforderungen denen ich begegne, sehe ich als Inspiration, die Komfortzone zu verlassen und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Herausforderungen sehe ich als Möglichkeit und Weg zum persönlichen Wachstum.  

Welche drei Eigenschaften beschreiben Sie als Person am besten?

Ich bin ein optimistischer Mensch, der das Glas eher halb voll als halb leer sieht. Und ich sehe das Gute im Menschen. Das ist positiv wie negativ. Denn wenn man Menschen zu nahe an sich heranlässt, kann sich das auch nicht nur positiv auswirken. Inzwischen habe ich gelernt professionell damit umzugehen und trotzdem herzlich zu bleiben.  

Wo finden Sie den Ausgleich zu Ihrer Arbeit?

Ausgleich finde ich im Sport, ich mache gerne Yoga und Pilates und gehe mit der Familie wandern und Skifahren oder treffe Freunde.  

Was würden Sie anderen Frauen antworten, die sich überlegen sich für ein genossenschaftliches Gremium aufstellen zu lassen?

Ich würde sagen: Frauen traut euch und legt alle Selbstzweifel bei Seite.  Ich glaube Frauen unterschätzen sich oft gerne und lehnen bei dem geringsten Zweifel eine Kandidatur schon ab ohne sich überhaupt darauf eingelassen zu haben. Ich kann nur sämtlichen Frauen raten sich in genossenschaftlichen Gremien einzubringen, denn Frauen leisten Großartiges in der Wirtschaft, in der Familie und im Sozialen und können dadurch einen großen Mehrwert geben, der in den Gremien auch willkommen ist.  

Was macht sie privat und beruflich glücklich?

Die Menschen um mich herum, zu sehen, dass Zufriedenheit da ist und dass wir gemeinsam nach vorne schauen und mit Freude das machen, das uns erfüllt. Das gilt im familiären Umfeld, genauso wie bei der Arbeit.

Vielen Dank für das Gespräch!