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Waltraud Ausserhofer Durnwalder: „Macht bedeutet für mich Zukunft mitgestalten.“

Waltraud Ausserhofer Durnwalder ist Mutter von drei Kindern, Krankenschwester, Betreiberin von Ferienwohnungen auf dem Bauernhof und seit 2018 im Verwaltungsrat der Raiffeisenkasse Bruneck. Warum sie sich neben ihrem komplexen Alltag für die Arbeit im Verwaltungsrat der Raiffeisenkasse Bruneck entschieden hat, verrät sie im Interview.

Raiffeisen Nachrichten: Wie geht es Ihnen als Verwaltungsrätin der Raiffeisenkasse Bruneck?

Waltraud Ausserhofer Durnwalder: Sehr gut. Am Anfang musste ich mich als Frau vielleicht ein bisschen mehr einsetzen oder mir Respekt verschaffen, aber ich bin ganz schnell akzeptiert worden. In der letzten Periode war ich neben einer Aufsichtsrätin allein, als Frau im Verwaltungsrat, seit heuer sind wir zu dritt als Frauen vertreten.

Wie haben Sie sich bisher eingebracht?

Als Krankenschwester komme ich von der sozialen Schiene. Bis voriges Jahr habe ich als Vize-Koordinatorin gearbeitet, daneben organisiere ich auch die Ferienwohnungen zu Hause. Es ist wichtig, dass man neben dem wirtschaftlichen Aspekt auch das Soziale im Hinterkopf behält und weiß, dass man alles auch von einer anderen Seite betrachten kann. Da kann ich mich gut einbringen. Konkret habe ich beispielsweise in der Arbeitsgruppe mitgearbeitet, anlässlich der 50 Jahre Raiffeisenkasse Bruneck, wo entschieden wurde, dass den Vereinen im Einzugsgebiet der Bank 50.000 Euro als finanzielle Unterstützung für nachhaltige und gemeinnützige Projekte zur Verfügung gestellt werden.

Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, für die Bank zu arbeiten?

Der damalige Vizeobmann der Bank hat mich immer wieder angesprochen und angespornt, zu kandidieren, da er meinte, ich wäre die richtige und könnte mich gut einbringen. Und so ist der Gedanke langsam gereift. Es hat mich interessiert, das Bankenwesen von Grund auf kennenzulernen, und es war für mich der richtige Ansporn zur richtigen Zeit. Da die Arbeit im Gremium zeitaufwändig ist, habe ich es mit der Familie abgesprochen, und sie haben das von Anfang an unterstützt. Und so habe ich kandidiert und bin gleich gewählt worden.

Wie ist es Ihnen gelungen Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen?

Das war teilweise schwierig. Man braucht viel Energie und zwischenzeitlich war es hart als Krankenschwester und gleichzeitig zu Hause am Bauernhof mit Ferienwohnungen und dann noch die Bank als Verwaltungsrätin. Aber es gibt immer wieder Ruhezeiten und es wird nie eintönig. Logisch, wenn alles zusammenkommt, ist man auch mal müde und muss mal durchatmen. Aber mein Mann hat mir immer viel geholfen und inzwischen helfen auch die Kinder. Wir sprechen uns in der Familie ab, unterstützen uns gegenseitig und halten zusammen.

Woher nehmen Sie die Kraft und die Begeisterung für diesen komplexen Alltag?

Ich weiß nicht, es ist immer gegangen. Wenn etwas Spaß macht, hat man auch Energie. Und wenn ich in einem Bereich müde bin, lege ich den Fokus auf etwas anderes und kann dort Energie rausholen. Mir geht es halt so.

Wie würden Sie sich in drei Eigenschaften beschreiben als Person?

Ich kann gut organisieren, bin empathisch und sozial.

Was bedeutet Führung für Sie?

Führung bedeutet für mich, dass ich in der Organisation Inputs geben kann, gleichzeitig auch Ansprechpartner für die Leute bin. Ich sehe, dass ich im Verwaltungsrat meine Gedanken einbringen und sagen kann, in welche Richtung ich gerne gehen würde. Also mitentscheiden in welche Richtung man in Zukunft gehen möchte, das ist für mich Führung. Im Verwaltungsrat ist es für mich aber immer Teamarbeit, wo alle ihre Fähigkeiten zur Führungeinbringen sollen.

Was bedeutet Macht für sie?

Macht bedeutet für mich, dass ich die Zukunft mitgestalten kann. Führung und Macht sehe ich auch als Dienst für andere, zum Beispiel in meiner Arbeit als Obfrau vom Kirchenchor unterstütze ich ihn und arbeite da, damit alles weitergeht.

Welches war Ihre bisher größte Herausforderung im Leben?

Ich glaube das Zusammenleben von drei Generationen in einem Haus und die Kindererziehung, bzw. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Da hat man oft das Gefühl, dass man an einem Ort zu wenig ist, dass man zum Beispiel zu wenig Zeit für die Kinder hat, oder zu Hause am Bauernhof mit Ferienwohnungen. Andererseits lässt es sich auch gut vereinbaren. Es sind immer zwei Seiten.

Wie gehen Sie mit Herausforderungen um?

Ganz verschieden. Meiner Meinung nach braucht es bei Herausforderungen Disziplin. Zuerst muss man sich die Herausforderung anschauen und dann entscheiden, ob man weitermacht oder nicht. Vielleicht sehe ich viele Dinge zu emotional. Das sachliche Anschauen eines Problems wäre oft besser (lacht). Bei zu viel Emotion kommt man nicht weiter. Da hilft es, sich herauszunehmen und die Dinge von außen zu betrachten. Als mein Mann im Vorjahr krank wurde und gleichzeitig die Tochter mit einem halbjährigen Kind alleinerziehend wurde, war es eine Zeitlang ziemlich schwer für mich. Mehr als viel Arbeit sind es für mich Sorgen, die eine große Herausforderung sein können. Aber ich merkte dann, dass ich durch Disziplin manches auffangen konnte. Beim Singen, im Wald oder in der Freizeit mit der Familie kann ich mich ebenfalls regenerieren, Stress abbauen und zur Ruhe kommen. Auch ein Abend mit guten Freunden hilft mir sehr.

Hatten Sie je das Gefühl, dass Ihnen das Frausein im Leben im Wege stand?

Hm… vielleicht war es ein Hemmnis, als es galt, Kinder und Beruf zu vereinbaren. Ich konnte beispielsweise eine Weiterbildung nicht machen, da es sich damals mit Kindern zeitlich absolut nicht vereinbaren ließ. Allerdings war es für mich immer wichtig, dass ich, wenn ich eine Familie und Kinder haben möchte, auch die Verantwortung dafür übernehme, sie aufzuziehen. Mir war es wichtig, selbst bei den Kindern zu sein. Mein Mann war auch immer da, er hat aber immer voll gearbeitet. Wenn man zurückblickt und denkt: schade oder vielleicht wäre mein Leben in eine andere Richtung gegangen, weiß man nicht, wie es wirklich gewesen wäre. Es haben sich dann auch andere Türen aufgemacht. Mein Leben ist in diese Richtung gegangen und das passt für mich.

Was macht sie privat und beruflich glücklich?

Familie macht mich glücklich. Wenn ich mit dem Hund in den Wald gehen kann, bin ich glücklich und fühle mich wohl, beruflich, wenn ich mit irgendetwas Erfolg habe, macht mich das auch glücklich oder wenn ich eine Aufgabe übernehme und gut umsetze.

Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die sich überlegen eine Führungsposition zu übernehmen?

Ich würde ihr sagen: Probiere es auf alle Fälle, wenn Du das Gefühl hast, das wäre etwas für Dich und Du kannst Dich entwickeln und hast den Ehrgeiz dazu. Probiere es! Genossenschaft ist ein schönes Gremium, dort hat alles Platz und man kann sich einbringen. Ich habe lange überlegt, aber jetzt im Nachhinein betrachtet, war es eine gute und richtige Entscheidung für mich.

Warum?

Das Gremium im Bankenwesen war für mich davor unbekannt, und ich wollte es von Grund auf kennenlernen. Ich habe viel gelernt und verstehe jetzt Dinge, die ich zuvor nicht verstanden habe und gleichzeitig nimmt man auch viel für sich persönlich mit. Das gefällt mir. Die Diskussionen im Gremium werden oft hart, aber mit Respekt geführt und auch das gefällt mir: die Art der Kommunikation und dass man dabei etwas weiterbringt.

Abschließende Bemerkung?

Seit der letzten Wahl sind wir jetzt zu Dritt im Verwaltungsrat, auch im Aufsichtsrat ist eine Frau vertreten. Insgesamt sind wir also jetzt zu Viert. Das ist eine Bereicherung für das Gremium, und wenn eine Frau diesen Weg auch einschlagen möchte und sie glücklich dabei ist, soll sie es unbedingt probieren!