Sozialgenossenschaften überstehen die Corona-Pandemie und kämpfen jetzt gegen Inflation

Die Unternehmen des sozialen Sektors schlossen das letzte Geschäftsjahr bei guter Gesundheit ab, wie es die, von der Beobachtungsstelle des Paritätischen Komitees für Sozialgenossenschaften (PKSG) erhobenen, Daten belegen. Sie hielten den Folgen der Pandemie stand, sind jetzt jedoch in großer Sorge aufgrund der explodierenden Kosten.

Die Unternehmen im sozialen Bereich konnten das vergangene Jahr gut abschließen. Zeugnis dafür legen die zum 31.12.2021 von der Beobachtungsstelle des Paritätischen Komitees für Sozialgenossenschaften (PKSG) erhobenen Daten ab, die im Detail bei einer von Coopbund, Raiffeisenverband SüdtirolAGCI gemeinsam mit den Gewerkschaften einberufenen Pressekonferenz am Sitz von Coopbund Alto Adige Südtirol vorgestellt wurden. Das Paritätische Komitee für Sozialgenossenschaften (PKSG) hat Daten von Mitgliedern Coopbund, Raiffeisenverband Südtirol und AGCI untersucht.

Aus der wirtschaftlich-finanziellen Untersuchung der Beobachtungsstelle des Paritätischen Komitees geht hervor, dass die Sozialgenossenschaften des Typs A im vergangenen Jahr zahlenmäßig einen erheblichen Zuwachs zu verzeichnen hatten: von 101 im Jahr 2018 auf 134 im Jahr 2021. Auch die Kapitalausstattung und Rücklagen stiegen von 27 Millionen auf 31 Millionen Euro. Ebenso vermehrte sich das Eigenkapital erheblich, und der Gesamtgewinn betrug für den genannten Zeitraum 2.290.000 Euro. Die Personalkosten näherten sich jenen der Vor-Pandemiezeiten an, was auch für die Gesamtproduktionskosten gilt.
Was die Sozialgenossenschaften des Typs B anbelangt, ist ihre Anzahl mit jener von 2018 vergleichbar, allerdings ist ihre Kapitalausstattung angewachsen, und zwar einschließlich der Rücklagen von 4 Millionen auf 6,5 Millionen Euro. Beachtlich ist auch der Anstieg des Eigenkapitals, das von 3 Millionen 2018 auf 10 Millionen Euro 2021 zugelegt hat, und dies trotz der zwei Pandemie-Jahre. Erhöht haben sich zudem die Personalkosten von 12 auf 16 Millionen Euro; ebenso ein Plus verzeichnete der Wert der Gesamtleistung, der von 23 Millionen auf 31 Millionen Euro geklettert ist.

Fazit:
Im Hinblick auf die Beschäftigungssituation ist für die Sozialgenossenschaften des Typs A festzuhalten, dass die Zahl der Mitarbeitenden im Vergleich zu 2018 gesunken ist, was sich wahrscheinlich mit der durch die Pandemie verursachten Krise erklärt: 2018 gab es nämlich noch 1474 Mitarbeitende, während 2021 die Belegschaften nur mehr 1316 Arbeitskräfte zählten.

Bei den Sozialgenossenschaften des Typs B stellte sich indes ein Zuwachs der Beschäftigten von 862 im Jahre 2018 auf 1141 im Jahre 2021 ein.

Die Analyse der Daten ergibt ganz klar, dass es die Sozialgenossenschaften sowohl des Typs A als auch des Typs B den Schwierigkeiten in den Jahren 2020 und 2021 zum Trotz geschafft haben, die Krise effizient und zielorientiert zu überwinden. Die wirtschaftlich-finanziellen sowie beschäftigungsbezogenen Zahlen zeigen, dass die Flexibilität dieser Unternehmen eine stabile Bilanzlage gewährleisten konnte.

Angesichts der aufgezeigten Daten, die bis Ende 2021 gesammelt wurden, ist es allerdings geboten, daran zu erinnern, dass gegenwärtig eine Wirtschaftslage herrscht, die das Ausmaß der in den Corona-Jahren 2020 bis 2021 entstandenen Probleme übertrifft. Trotz erzwungener Betriebsunterbrechungen und gesunkener Nachfrage hatten es die Genossenschaften nämlich im besagten Zeitraum verstanden, ihre Tätigkeiten an die jeweiligen Erfordernisse anzupassen. Die Sozialgenossenschaften des Typs A konnten zum Großteil ihre wertvollen Dienstleistungen sehr schnell und flexibel wieder anbieten; es sei hier nur an die Einrichtungen für Klein- und Kleinstkinder erinnert, die nach dem Lockdown als erste öffnen durften.

Die Sozialgenossenschaften des Typs B passten ihr Angebot ebenso flexibel an, vor allem unter Berücksichtigung der während der Corona-Zeit erforderlich gewordenen Desinfektion und Spezialreinigung. Viele Unternehmen sahen sich infolge der Hygiene-Vorschriften mit einem grundsätzlich veränderten Bedarf konfrontiert, und diese Besonderheit verschaffte ihnen neue geschäftliche Möglichkeiten.

Nun aber haben die Genossenschaften mit einer völlig anders gearteten Krise zu kämpfen, da die Inflation, die sich auf Dienstleistungen, vor allem jedoch auch auf die Versorgung mit Rohstoffen und Energie auswirkt, einerseits eine signifikante Kostensteigerung zulasten der Unternehmen und andererseits eine deutlich gesunkene Nachfrage nach deren Leistungen mit sich bringt. Das Klima ist also rauer und unsicherer geworden.

Es ist daher notwendig, Lösungen zu finden, die eine Bewältigung dieser neuen Schwierigkeiten erleichtern, insbesondere durch die Unterstützung von Unternehmen, die eine offensichtliche soziale Auswirkung haben.

Die Genossenschaftsverbände sind der Meinung, dass Co-programmazione und Co-progettazione wichtige Instrumente sein können. In diesem Zusammenhang ist vor allem an die Tätigkeiten der Sozialgenossenschaften des Typs B zu denken, die sich für Minderjährige und im Allgemeinen sozial benachteiligte Personen engagieren. Die gesellschaftliche Bedeutsamkeit dieser Genossenschaften kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, gestatten sie es doch zahlreichen Menschen mit Behinderung, einer Arbeit nachzugehen und auf diese Weise selbstständig zu sein.

Am 12. Oktober fand am Sitz von Coopbund in Bozen die von der Beobachtungsstelle des Paritätischen Komitees für Sozialgenossenschaften PKSG erhobenen Daten den Tarifparteien vorgestellt. An der Pressekonferenz haben die Genossenschaftsverbände, die Gewerkschaften und der Präsident des Paritätischen Komitees der Sozialgenossenschaften Alex Baldo teilgenommen.