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Menschen im RVS
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Susanne Huber: "Ich lege großen Wert auf Transparenz"

Susanne Huber stammt aus Bayern und hat Rechtswissenschaften in Augsburg und Turin studiert. Am 17. Mai 2021 hat die 41-Jährige die Führung der Raiffeisenkasse Etschtal übernommen. Wie es ihr in der neuen Funktion geht, erklärt sie im Interview.

Vor rund zwei Monaten haben Sie die Leitung der Raiffeisenkasse Etschtal übernommen. Wie geht es Ihnen?

Susanne Huber: Gut. Ein Arbeitsplatzwechsel ist immer eine Veränderung. Jedes Unternehmen hat seine eigene Kultur. In meinem Fall kommt auch die örtliche Veränderung dazu. Ich bin in einer ländlichen Struktur in Bayern aufgewachsen, deswegen kenne ich das Leben in einem Dorf gut und weiß dessen Vorteile zu schätzen. Insgesamt habe ich mich schnell akklimatisiert - vom Gefühl her bereits nach wenigen Tagen. Auch wenn ich die Raiffeisenwelt davor nur von außen kannte. Natürlich dauert es seine Zeit, bis man wirklich eingearbeitet ist.

Sie arbeiten jetzt in einer Genossenschaftsbank – worin sehen Sie den größten Unterschied zu einer „herkömmlichen“ Bank?

Susanne Huber: Im Raiffeisensektor steht der Gedanke der Kunden- und Mitgliederförderung im Vordergrund. Und damit vor allem auch die Beziehung zum Kunden. Wir versorgen unsere Mitglieder mit Bank- und Versicherungsdienstleistungen und fördern mit unserem sozialen Engagement vor Ort die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Deshalb betrachten wir als Genossenschaftsbank unseren Kunden und unsere Dienstleistung im Vergleich zu anderen Instituten aus einem anderen Blickwinkel heraus. Vorwiegend gewinnorientierte Banken legen ihren Focus hingegen hauptsächlich auf Umsatzsteigerung und Rentabilität. Das ist ein großer Unterschied.

Wie geht es Ihnen damit?

Susanne Huber: Für mich ist es sehr erfrischend, ein neues Geschäftsfeld kennenzulernen und eine andere Art von Kunden vor mir zu haben. Es ist natürlich ein Spannungsfeld zwischen den Interessen der Mitglieder, dem Wettbewerb am Markt und der Rentabilität der Bank. Diesen Spagat zu schaffen ist eine besondere Herausforderung für mich.

Welche dringenden Anliegen stehen jetzt an?

Susanne Huber: Derzeit nehmen wir unter anderem Anpassungen in Bezug auf die Regulatorik vor, welche mitunter durch die Vergrößerung der Raiffeisenkasse notwendig geworden sind. Das betrifft neue Abläufe und die Organisation.

Woran arbeiten Sie sonst noch?

Susanne Huber: Bei der Raiffeisenkasse werden die Kunden mit einem hohen Maß an Professionalität bedient und betreut. Der Kunde weiß, dass er bei uns gut aufgehoben ist. Diese Qualität der Dienstleistung und Kundennähe wollen wir nutzen, um durch eine aktive Marktbearbeitung auch unser Wachstum zu steigern und unsere Rentabilität zu verbessern. Dazu gehört für mich auch, einen Weg der Spezialisierung in den einzelnen Bereichen der Bank einzuschlagen und die internen Abläufe zu optimieren. Es ist aber nicht gut, wenn an zu vielen Stellen gleichzeitig geschraubt wird, deshalb machen wir das Schritt für Schritt.

Was ist Ihnen als Führungskraft wichtig?

Susanne Huber: Ich lege großen Wert auf Transparenz und das offene Gespräch. Daher steht meine Bürotür in der Regel offen. Ich erwarte mir, dass Mitarbeitende mit ihren Anliegen zu mir kommen und mir Feedback geben. Ich glaube, dass eine Führungskraft in der Lage sein sollte, ihren Führungsstil im besten Fall individuell anzupassen. Nicht jeder Mitarbeitende verträgt den gleichen Führungsstil. Da ist es von Vorteil, wenn man flexibel ist und auf die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter eingehen kann.

… und das gelingt?

Susanne Huber: Nicht immer (lacht). Ich glaube, niemand ist perfekt. Aber bisher ist mir das meistens gut gelungen.  Das setzt ein gewisses Feingefühl und ein Interesse für Menschen voraus. Ich setze mich gerne mit verschiedenen Persönlichkeiten auseinander. Deshalb glaube ich, dass grundsätzlich die Voraussetzung schon gegeben ist.

Frau in der Führungsrolle - ist das ein Thema für Sie?

Susanne Huber: Das ist ein Dauerbrenner. Gleichzeitig finde ich, dass es gar kein Thema mehr sein sollte. Meist geht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das ist der springende Punkt. Es kommt darauf an, wie jede Frau mit ihrer Rolle und ihrem Gefühl des Mutterseins umgeht und wie sehr sie sich dabei von gesellschaftlichen Erwartungshaltungen beeinflussen lässt. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine Sache der Organisation, die immer beide betrifft. Egal ob Vater oder Mutter, sobald beide beruflich tätig sind, stellt sich die Frage der Organisation, auch für den Mann. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und der Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, kann auch der Arbeitgeber viel dazu beitragen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingt. Ich hatte bisher das Glück, dass mein Mann meinen Weg immer unterstützt hat und meine Arbeitgeber die erforderlichen Voraussetzungen geschaffen haben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Susanne Huber: Gute Frage. Für die Bank wünsche ich mir, dass wir in der Lage sind, den Spagat zwischen Rentabilität und Kundenzufriedenheit zu schaffen. Die Kundennähe ist sicher ein großes Thema, auch die Qualität der Dienstleistungen. Das sind wichtige Wettbewerbsvorteile für die Raiffeisenkasse.

Vielen Dank für das Gespräch!

Susanne Huber hat mit 17. Mai 2021 die Führung der Raiffeisenkasse Etschtal übernommen. Die 41-Jährige stammt aus Bayern und lebt seit 13 Jahren mit ihrer Familie in Brixen. Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten von Augsburg und Turin, hat Huber verschiedene Stationen des Rechtsreferendariat u.a. in Bayern und in Mailand absolviert. Über mehrere Jahre war sie im Bankwesen als Spezialistin für Recht und Compliance tätig. In den letzten vier Jahren leitete sie die Zweigniederlassung einer ausländischen Bank in Südtirol und erwarb dort Führungskompetenz und Verhandlungsgeschick. Sie ist verheiratet und Mutter von 2 Kindern (6 und 8 Jahre).